Mit unserem Projekt »unerzählt« möchten wir die Biografien unbekannter Personen, die mit der Claudiusstraße 1 verbunden waren, in den Fokus stellen. Es handelt sich um 19 Studierende, Professor*innen und wissenschaftliche Mitarbeiter*innen der Universität zu Köln, die von 1919 bis 1934 in der Claudiusstraße 1 arbeiteten oder studierten, bis 1934 die Gauleitung der NSDAP in das Gebäude einzog. 
Die Personen sind aus politischen Gründen von der Universität benachteiligt worden. Diese Ungleichbehandlung führte zu schriftlichen Rügen, Verweisen, Entlassungen und in letzter Konsequenz zu Emigration, Inhaftierung und dem Tod. Während unserer Biografierecherche hat uns der Gedanke nicht losgelassen, dass diese Menschen unsere Professor*innen und Kommiliton*innen gewesen sein könnten. Multidimensional lassen wir diese 19 Personen zurückkehren. Die Biografien erzählen exemplarisch Schicksale, wie sie an allen deutschen Hochschulen damals vorgekommen sind. 
Wir bieten in unserer Vor-Ort-Performance den Besuchenden eine klangliche Dimension, indem die Biografien während der Live Veranstaltung im Mevissen-Hörsaal von 19 Sprecher*innen erzählt werden, die inmitten des Publikums sitzen und situativ zum Erzählpart aus der Mitte der Besuchenden aufstehen. Zwischen den Erzählungen wird die Inszenierung durch Musik ergänzt. Ein Pianist wird mit den “Sechs kleinen Klavierstücken” von Arnold Schoenberg die Veranstaltung begleiten.
Eine optische Dimension wird durch den Einsatz einer im Dunkeln stattfindenden Raumprojektion erreicht. Auf dieser Lichtprojektion werden während den Musikstücken einzelne Wörter oder wichtige Sätze aus den vorherigen Biografien projiziert. Durch die Veranschaulichung erreichen wir eine Vertiefung der gesprochenen Worte und eine erneute, intensive Auseinandersetzung und Reflektion des Erzählten.
Wir sehen das Treppenhaus und den Löwenbrunnen als einen Ort der Begegnung. Sowohl die Studenten, Professoren, Mitarbeiter der Gauleitung als auch wir gehen durch den Raum. Wir begegnen uns - auf verschiedenen Zeitachsen. Der Löwenbrunnen ist hier als Verbindung zwischen uns allen zu sehen. 
Mit unserem Titel »unerzählt« wollen wir die Personen beschreiben, die uns ungreifbar und trotzdem sehr nah vorkommen. Ihre Geschichten sind teilweise unvollständig. Sie werden immer transparenter, je weiter diese zurücklegen, denn die Geschichte verblasst immer mehr. Mit unserer Inszenierung möchten wir diesen Prozess des Vergessens abbremsen.
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